Im März 1984 wird Claus Peymann zum neuen Direktor des Wiener Burgtheaters berufen. Der Dramatiker Thomas Bernhard, der in dem Regisseur Claus Peymann einen kongenialen künstlerischen Partner gefunden hatte, veröffentlicht ein knappes halbes Jahr später seinen Roman „Holzfällen“. Kaum erschienen, wird das Buch Ende August in Österreich auf gerichtliche Anordnung hin beschlagnahmt, weil sich Gerhard Lampersberg, ein ehemaliger Freund Bernhards, in der Figur des eitlen Komponisten Auersperg wiedererkannt und eine Ehrenbeleidigungsklage eingereicht hatte. „Holzfällen“ blieb daraufhin wochenlang verboten.
Auch in anderen Figuren des Romans waren der Autor selbst und seine Zeitgenossen unschwer zu erkennen. Vor allem der anstehende Antritt des neuen Burgtheaterdirektors Peymann wird von Bernhard kaum verschlüsselt thematisiert und als Anfang einer neuen Ära markiert, in der ein „frischer Wind […] aus dem Burgtheater alles Fürchterliche, Abgestandene, längst Tote hinausblase“. Mit den für Bernhard typischen, wütenden monologischen Zeilen eines Ich-Erzählers zeigt er seine kompromisslose Sicht auf die Kunst- und Kulturszene Österreichs.

Claus Peymann, der mit Ende der Spielzeit 2016/17 das Berliner Ensemble in Berlin nach über 18 Jahren als Künstlerischer Leiter in neue Hände übergibt, liest selbst aus »Holzfällen«, einem der skandalträchtigsten Werke Bernhards. Im Rahmen der Lesung dürfen wir noch einmal Einblicke nehmen: In eine außergewöhnliche Künstlerfreundschaft und den Beginn einer bedeutenden Epoche der Theaterkunst in Österreich.

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